
Die Fischermätteli Hood Gang hat ihr Album "Dr Bus isch da" gedroppt. Die Wartezeit darauf betrug rund sieben Jahre. Klar, dass die Erwartungen hoch sind. Wir durften bereits in das Album reinhören und geben dir einen kleinen Vorgeschmack.
Wie immer haben wir unsere Preview auf die Künstler angepasst. Deshalb gibts hier unsere Beobachtungen aus dem ersten Hördurchgang von F bis I.
F wie Freude
Diese ist definitiv gross. Vor dem Hören als Vorfreude, aber auch nach dem Hören. Kleiner Spoiler im Voraus: Das Album wird uns definitiv noch lange begleiten in unseren Headphones.
I wie Ironie
Ironie wird auf dem Album, wie auf den bisherigen Tapes der Gang, definitiv gross geschrieben. Eine grosse Stärke der FHG waren witzige Lines schon immer. Dies bestätigen sie auch auf ihrem ersten Album. Dabei klingen die witzigen Texte und der lustige Vergleich nicht krampfhaft gesucht. Obwohl wir weiter unten im Artikel noch auf die ernstere Seite des Albums zu sprechen kommen werden, muss doch festgehalten werden, dass viele Parts auch mit einem Augenzwinkern zu verstehen sind. Diese Art der Delivery hat für die FHG früher bereits geklappt und tut es immer noch.
S wie Sächser Gascho
Die FHG nimmt kein Blatt vor den Mund. Auch nicht, wenn es darum geht, andere (ehemalige) Rapper als wack zu bezeichnen. Sächser Gascho sind dabei nicht die Einzigen, die auf dem Album nicht sonderlich gut wegkommen. Die FHG hat eine Line für jede Crew, die sie nicht real findet.
C wie Crockhure
“Dini Mère isch e Crockhuere”, die Line auf dem Song „Fischmätterlinge“. Lass ich mal so stehen.
H wie Hood
Diese wird in verschiedenen Tracks besungen/berappt. Dabei hat man als Zuhörenden das Gefühl, das nicht immer nur das Fischermätteli oder Bern gemeint sind, sondern im weiteren Sinne eine fiktive Hood. In dieser Hood würden dann alle Menschen leben, die FHG feiern.
Ein ”Wir-Gefühl” zu erzeugen ist sowieso etwas, was von der FHG beherrscht wird, wie von wenigen anderen Crews. Auch bei diesem Release fühlt man sich beim Hören schnell selber als Fischmätterling.
E wie Erschiessung
„Mir egau, wie z Kapitau üsi Erschiessig begründet“, heisst die Line auf dem Outro. Selbstverständlich haben politische Botschaften eine tragende Rolle in den Texten des Albums. Diese sind keinem Kompromiss geopfert worden auf dem Weg vom Mixtape zum Album. War definitiv so zu erwarten, ist aber trotzdem eine Erwähnung wert.
R wie Rage
In diese rappt sich die FHG zwar nicht gerade. Eine Basis an Wut ist aber der Gang definitiv anzuhören. Oft ist diese unter Schichten von lustigen Vergleichen und witzigen Punchlines versteckt, auf „Dr Bus isch da“ kommt diese Wut aber ungewohnt oft auch ziemlich ungefiltert zum Vorschein. Natürlich nicht in jedem Track und bei jedem Mitglied der Gang, aber der Grundton einzelner Songs ist doch eher ungewohnt ernst und wütend.
M wie Molch
„I ha e Mouch gseh. Wow! Mir passiere so Sache, es isch e Istelligsfrag“, rappt MIgo auf „Glaseret und lang verjährt“. Auch in diesem Track beweist die FHG, wie gut sie ist im Geschichten erzählen. Die Personen, die in den Texten beschrieben werden, sind immer sehr fassbar und realistisch. So etwa der sehr abenteuerlustige Büroarbeiter, der neben einem Biotop nach Hause läuft oder seinem Chef bei der Kaffeemaschine von seinen Musikplänen erzählt und gleich fürs „Firmen-Festli“ angefragt wird.
Ä wie Äntlech
Oder eben endlich. Passt in zweierlei Hinsicht: Schier unendlich scheinen die Wortspiele der FHG zu sein. Manchmal sind diese witzig, andere Male stimmen sie nachdenklich, für alle ist etwas dabei.
Natürlich passt aber das endlich auch zur Aussage: „Endlich gibt es ein FHG-Album!“. Sieben Jahre lang haben wir darauf gewartet und nun ist es da. Die Wartezeit hat sich definitiv gelohnt, die FHG ist in Höchstform auf dem Album zu hören. Nicht auf dem neuen Mixtape, sondern auf dem Album, endlich.
T wie Tram
„Mini Gang schlichtsech ah wines Tram“, lautet die Hook von „Soziale Ufstig“. Einer unserer Favoriten auf dem Album. Das Thema wird von der FHG wie immer mit viel Wortwitz bedient. Der Beat überrascht und die Hook bleibt noch lange nach dem Hören im Kopf. Ausserdem liefert Migo eine unserer neuen Lieblingslines: Sie handelt von Gelati, Knarren und Kugeln. Top.
T wie tanzbar
Dies ist das Album durchaus. Dabei setzt die FHG eher auf Dance Beats aus de 90ern und weniger auf modische Reggeaton-Sounds, wie er in den aktuellen Charts präsent ist. Viele dieser Tanzbären Beats klingen sehr nach Piratenbar, was sicher Lust auf ebendiese macht. Aber auch auf FHG-Konzerte und zwar hoffentlich möglichst bald.
E wie erstklassige Schussgeräusche
Diese sind auf dem Album ebenfalls drauf. Guter Zeitpunkt, um die Produktion des Albums zu loben. Ist bei der Vielfalt an Musikrichtungen und rappenden Personen wahrscheinlich nicht die einfachste Aufgabe gewesen. Trotzdem klingt das Gesamtpaket sehr gut. Die Beats sind sehr passend zur Gang und schaffen es, gleichzeitig professionell zu klingen, ohne diesen „Selfmade“-Beigeschmack gänzlich zu verlieren, den die FHG auch etwas bewusst beibehält. Das Resultat ist sehr überzeugend.
L wie legendär
„FHG bliibt legendär“, rappt die Gang. Nach dem Hören des Albums kann man dem auf jedem Fall zustimmen. Vielfalt in den Texten und Beats, gekonnte Wechsel zwischen Ernst und Spass sowie starke Flows sind ein Mix, der funktioniert. Diesen Mix beherrscht die FHG wie wenige andere Gangs.
I wie „Ich möchte über den Bonustrack schreiben“
Möchte ich unbedingt. Hört das Album bis zum Schluss plus Bonus. Lohnt sich.