top of page

Italien - Wo sich Rap auf Dance Music reimt

Italien hat eine ziemlich glorreiche Vergangenheit, was Disco und Dance Music angeht. Mit der sogenannten „Italo Disco“ gibt es sogar ein eigenes Genre, das vor allem in den 80er und 90er in Clubs überall auf der Welt gespielt wurde. Bis heute sind auch Künstler, wie etwa Gigi D’Agostino oder Eiffel 65, um nur zwei zu nennen, bekannte Namen über die Landesgrenzen hinaus.

Wenn es um Rap geht, hinkte Italien hingegen lange anderen europäischen Ländern hinterher. Gründe dafür gibt es viele, die in Italien heiss diskutiert werden. Heute haben italienische Künstler diese anfängliche Schwierigkeiten mittlerweile hinter sich gebracht: Die Rap- und Trapszene in Italien ist auf Augenhöhe mit mit jener aus anderen europäischen Ländern, wie etwa Deutschland. Dies merkt man auch an den internationalen Featurings zwischen Künstlern aus Italien, Deutschland, Frankreich und Grossbritannien: Italienisch Rapper, sind gerngesehene Gäste, der italienische Markt ist gross.

Wie weiter?

Trotzdem beliessen es bisher viele italienische Rapper und Produzenten dabei, nach Übersee zu schauen und sich vom Geschehen in den USA inspirieren zu lassen, oft ohne selbst grosse Neuigkeiten einzubringen. Dies ist nicht unbedingt negativ gemeint: Viele Künstler aus Italien stehen Rappern oder Produzenten in nichts nach. Der allgemeine raptechnische Qualitätsanstieg, der Europa in den letzten Jahren durchgemacht hat, machte vor Italien keinen Halt.


Dennoch scheint der Wunsch nach einem Alleinstellungsmerkmal bei einigen Vertreterinnen und Vertretern der italienische Szene immer grösser zu werden. Wie dies gehen soll, war allerdings lange nicht klar.


Der Blick in die Vergangenheit

Die zündende Idee kam schliesslich vor rund einem Jahr aus La Spezia, eine für italienische Verhältnisse eher kleinen Stadt, die vor allem bei Touristen bekannt ist, da sie als Tor zu den Cinque Terre gilt. Die damals noch 16-jährige Künstlerin Anna veröffentlichte im Dezember 2019 nämlich fast aus dem Nichts einen Hit. Das Lied heisst „Bendo“ und wurde im Verlauf dieses Jahres noch in weiteren Versionen, etwa mit einem Featuring vom Franzosen Jul oder dem 187-Rapper Maxwell, veröffentlicht.

Das Geheimrezept des Songs ist, neben Annas Flow, der Beat, der an die glorreichen Zeiten der italienischen Dance Music anzuknüpfen scheint, dies obwohl er ursprünglich vom französischen Produzenten Martin „Soulker“ Purcell stammt. Der Track wurde in Italien zu einem Riesenhit innert kurzer Zeit und auch über der Landesgrenze hinaus wurde der Track rauf und runter gespielt.



Rap über Welthit

Noch klarer rauszuhören sind die Spuren der Vergangenheit im Song „Auto Blu“ des Rappers Shiva zu hören. Der Mailänder rappt auf einem Remix des weltbekannten Hits von Eiffel 65 „Blue (Da Ba Dee).


Dass das Instrumental von Eiffel 65 fast eins zu eins vom Rapper übernommen wurde, brachte ihm sogar ziemlich viel Kritik in Italien ein. Dennoch ist es schwierig zu leugnen, dass auch in diesem Fall der Mix aus Rap und elektronischer Musik zu funktionieren scheint.



Anklang bei den Superstars

Die Message scheint auch bei den prominentesten italienischen Rappern angekommen zu sein. So releasten die beiden Superstars Ghali und Salmo diese Jahr gemeinsam den Song „Boogieman“.


Auch hier könnte der Beat definitiv aus einem italienischen Club stammen und auch hier muss man zugeben: Der Zusammenschluss von Rap und Dance Music mag nicht jederfraus und jedermanns Sache sein, dennoch funktioniert das Ganze doch überraschend gut.



bottom of page